dénes ghyczyhybriden4. April – 24. Mai 2008 Kuratiert von Marc Wellmann Eröffnung 3. April 2008, 18–21 Uhr -> Einladung_denes_ghycz.pdf | 451 KB |
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Rezna2-2 1, 2008, 155 x 130 cm, Öl und Acryl auf Kunstseide
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Der deutsch-ungarische Maler Dénes Ghyczy zeigt in der Ausstellung bei berlin art scouts aktuelle Bilder von Köpfen und Figuren, die in komplexe, facettierte Strukturen aufgelöst sind und sich zum Teil aus mehreren Motiven zusammensetzen. Dabei geht es ihm nicht um eine Aufsplitterung der Dinge im Sinne des Futurismus oder Kubismus, also etwa um die Darstellung von Geschwindigkeit oder die simultane Vielansichtigkeit von Gegenständen. Dénes Ghyczys Weg führt in eine Welt hinter die Oberfläche, geht in eine Tiefe, die sich eher im Mentalen ausloten lässt, als im bloß Sichtbaren. Die Konzepte moderner Neurowissenschaft haben sich mittlerweile verabschiedet von einer festen Kern-Individualität (wörtlich das „Unteilbare“ von lat. dividere). Vielmehr hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Ich, eine imaginäre |
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Konstruktion ist, die sich aus ungreifbaren präkognitiven, neuronalen Vorgängen aufbaut.
Die Vorstellung eines kongruenten, in sich zentrierten Subjektes, jenes Bollwerk ganzheitlicher Selbsterfahrung, wie es noch Freud voraussetzte, ist porös geworden. Identität wird von der heutigen Psychologie und Neurologie als Schnittmenge relationaler Netzwerke, Diskurse und Narrationen begriffen, die sich in multidimensionalen Identitätsfacetten überlagern können und einer ständigen Dynamik unterworfen sind. Dénes Ghyczy entwirft in seinen Bildern das Bild des zeitgenössischen Menschen in seiner heterogenen, hybriden, von der Eindringlichkeit des Medienzeitalters zerrissenen Identität. Wir sind durch moderne Kommunikationsformen und Zerstreuungstechniken wie Internet, Fernsehen oder Computerspiele einer Flut von Zeichen ausgesetzt, in der die Grenzen von Realität und Fiktion immer mehr verwischen. Dénes Ghyczy hat eine klassische akademische Ausbildung an den Kunsthochschulen in Budapest und Brüssel durchlaufen und ist handwerklich auf einem bemerkenswerten Niveau. Es erlaubt ihm, subtilste Nuancen, Lichter, Tönungen und Schatten in eine Farbwelt zu übertragen, die sich mehr als souverän gegenüber den digital bearbeiteten fotografischen Vorlagen behauptet. Die ineinander fließenden, sich überlappenden oder miteinander verwobenen Elemente basieren auf einem höchst kalkulierten, geradezu sezierenden Vorgang, bei dem malerische Gesten lediglich suggeriert werden. Der Künstler versteht sein Verfahren der Fragmentierung, Verzerrung und Neukombination als einen strukturalistischen Prozess, der im Sinne von Roland Barthes Verwendung des Begriffs Simulacrum eine Welt entstehen lässt, die keine Kopie der Wirklichkeit liefert, sondern sie vielmehr einsehbar machen will. |
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Kate88, 2008, 130 x 170 cm, Öl und Acryl auf Kunstseide |
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Dénes Ghyczy
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Einzelausstellungen (nach 2000)
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Gruppenausstellungen (nach 2000)
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